Dieser Artikel beschreibt die Vor- und Nachteile einer Ridgeline für die Hängematte und wie du dir selbst eine Hängematten-Ridgeline bauen kannst. So kannst du selbst entscheiden, ob eine Ridgeline dir beim Hängematten-Camping hilft oder nicht.
Was ist eine Ridgeline für die Hängematte?
Ich hatte schon viele Wochen mit Hängematten-Camping verbracht, ohne diesen Begriff zu kennen. Was genau ist eine Ridgeline und wofür wird sie benutzt?
Eine Ridgeline ist eine direkte Verbindung der beiden Aufhängepunkte deiner Hängematte. Also die Ösen, an denen die Hängematte mit Karabinern in die Baumgurte eingehängt wird. Dadurch spannt sich die Ridgeline direkt über der Hängematte und sorgt für einen gleich bleibenden Abstand der der beiden Aufhängepunkte.
Welches Material wird für eine Ridgeline benötigt?
Gute Ridgelines sind belastbar und dennoch leicht. Idealerweise sind sie auch in der Länge leicht verstellbar. Beim Hängematten-Camping haben sich Whoopie-Slings* als Ridglines durchgesetzt. Diese bestehen aus dem hochfesten Kunststoffmaterial Dyneema und haben eine Bruchfestigkeit von 880kg bei nur 3mm Stärke. Dies wird auch im Klettersport für Bandschlingen genutzt. Sie verbinden geringes Gewicht mit hoher Traglast. Zudem lassen sich Whoopie-Slings mit einer Hand verstellen. Damit lässt sich die Hängematte kinderleicht auf unterschiedliche Liegepositionen anpassen.
Diese Whoopie-Slings dienen dazu, die Hängematte an beiden Enden in ein Gestell oder Baumgurt zu hängen. Beide Seiten lassen sich dann leicht verstellen. Aus beiden Whoopie-Slings lässt sich aber auch die Ridgeline machen. Man kann sie also für verschiedene Zwecke nutzen, was für das Hängematten-Camping immer Gold wert ist!
Ridgeline selber machen
Eine Ridgeline für die Hängematte selber machen ist leichter als gedacht. Die Luxusvariante ist längenverstellbar und aus leichtem Dyneema-Klettermaterial gefertigt. Einfach aber dafür vielseitiger ist eine geknotete Ridgeline aus Reepschnur. Obwohl sie deutlich schwerer ist, kann ein geknotetes Seil im Gegensatz zur Whoopie-Schlinge auch für viele andere Dinge beim Hängematten-Camping benutzt werden.
Ultralight-Ridgeline aus Dyneema
Es ist auch möglich, das Material für Whoopie-Slings auf der Rolle zu kaufen, dann kann man sich ganz leicht eine lange Whoopie-Sling selber machen. Als Material kann dafür Dyneema Flechtschnur* genommen werden.
Eine ausführliche Anleitung zur Herstellung einer Whoopie-Sling aus Dyneema Flechtschnur ist im Hängemattenforum zu finden. Als Nachteil von den dünnen Dyneema-Schnüren ist ihre Anfälligkeit gegen Beschädigungen. Bei wenigen Millimetern Materialstärke kann sie schnell reißen.
Reep-Schnur als Rigeline verwenden
Prinzipiell lassen sich Ridgelines aber auch aus einfachen Reep-Schnüren oder Gurtband herstellen. Wichtig ist, dass sich das Material unter Belastung nicht dehnt. Deswegen fallen die meisten Paracord-Varianten aus.
Die beiden Schlingen von der 5mm-Reepschnur* sind aus einem Achterknoten hergestellt. Die restliche Reepschnur ist zu einer Seilpuppe zusammengebunden. Dadurch stört sich nicht weiter und baumelt einfach neben dem Karabiner. Die Knoten lassen sich leicht wieder lösen und dann kann man die Reepschnur auch zur Befestigung vom Tarp oder als Verlängerung der Baumgurte nutzen.
Feste oder verstellbare Ridgeline – was ist besser?
Für Leute die ihre ersten Erfahrungen im Hängematten-Camping machen empfehle ich eine feste Ridgeline. Verstellbare Ridgelines sind schon fortgeschrittenes Niveau und speziell auf Gewichtsreduktion und minimalen Materialeinsatz ausgelegt.
Feste Ridgeline sind einfacher zu nutzen
Ich bin ein Fan von festen Ridgelines. Meine Gathered-End Hängematten haben alle eigene Karabiner an ihren Enden an denen die Ridgeline immer eingehängt bleibt. Durch die unterschiedlichen Längen der Hängematte hat jede Hängematte ihre eigene Ridgeline.Aus Gewichtsgründen sind dies Dyneema-Flechtschnüre mit einer Schlinge an jedem Ende.
Vorteile von Whoopie-Slings
Verstellbare Ridgelines als Whoopie-Slings sind die erste Wahl für Ultralight-Camping. Sie können auch als Hängemattenbefestigung genutzt werden. Whoopie-Slings wiegen fast nichts und haben das Packmaß einer Zahnbürste. Whoopie-Slings als Hängemattenbefestigung verletzen aber die Baumrinde. Ich will nicht die Natur erleben und sie dabei schädigen. Deswegen verwende ich Baumgurte als Befestigung und verzichte deswegen auf die Gewichtsersparnis durch die Whoopie-Schlingen.
Vorteile einer Ridgeline beim Hängematten-Camping
Die Ridgeline ist eine eierlegende Wollmilchsau für das bequeme Hängematten-Camping. Im Wesentlichen kann mit ihr die Hängematte blitzschnell in ihrer Idealposition aufgehangen werden – auch wenn die Bäume weit entfernt sind. Denn die perfekte Lage in Bezug auf die Höhe der Aufhängepunkte und der Durchhängewinkel entscheidet über eine tolle Hängematten-Übernachtung oder schlechte Schlafqualität.
1. Hängematte immer in perfekter Lage
Da die Ridgeline die beiden Aufhängepunkt fest miteinander verbindet, bleibt die Hängematte immer gleich gespannt. Auch wenn sich zum Beispiel die Distanz der Bäume, an denen die Hängematte hängt, ändert. Ist einmal die bequemste Liegeposition (Grad des Durchhänges/Winkel der Hängematte) gefunden, kann sich dieser durch die Ridgeline nicht mehr ändern. Das spart bei jedem neuen Aufbau der Hängematte richtig viel Zeit und Frust.
2. Aufhängung bei weiter entfernten Bäume
Das Problem ohne Ridgeline: je weiter entfernt die Bäume sind, desto höher muss die Hängematte am Baum befestigt werden. Ansonsten ist die Hängematte so straff gespannt, dass sie unbequem wird. Im schlimmsten Fall hält die Hängematte die Belastung nicht aus und reißt. Die Ridgeline übernimmt einen Teil der Zuglast und die Hängematte hängt immer im perfekten Winkel. Das vereinfacht das Aufhängen enorm, weil die Hängematte sofort im richtigen Winkel hängt. Bei weit entfernten Bäume sollten zusätzlich längenverstellbare Baumgurte verwendet werden.
3. Befestigung für Tarp und Mückennetz
Tarps und Mückennetz kommen oft mit einer eigenen Abspannung, damit sie hoch über der Hängematte hängen. Wer das zusätzliche Befestigungsmaterial sparen will, kann dafür auch die Ridgeline nehmen.
Nachteil ist dabei allerdings, dass dann das Tarp sehr dicht über der Liegefläche hängt. Damit verdirbt man sich die schöne Aussicht aus der Hängematte heraus. Und das ist es eigentlich, was das Hängematten-Camping so attraktiv macht.
4. Ridgeline als Hilfsleine
Praktisch ist es, in der Hängematte zu jeder Zeit an Ausrüstungsgegenstände zu kommen. Ob Taschenlampe, Zahnbürste oder Trinkflasche – alles kann in einer Tasche als Ridgeline-Organizer an der Hängematten-Ridgeline befestigt werden. So ist alles jeder Zeit zu erreichen. Auch außerhalb der Hängematte ist sie äußerst praktisch: beim Ein- und Ausziehen der Schuhe dient sie als Stütze beim Stehen auf einem Bein.
Nachteile der Ridgeline
Bei der Nutzung von kleinen leichten Whoopie-Slings gibt es keine gravierenden Nachteile. Das zusätzliche Gewicht von wenigen Gramm fällt kaum auf und auch vom Packmaß her passen sie mit zur Hängematte in den Packsack. Ich lassen sie auch immer fest mit der Hängematte verbunden. Dies spart viel Fummelei beim Aufhängen. Ein einziger Nachteil hat die Hängematten-Ridgeline bei Hängematten ohne Karabiner oder Ösen an den Enden.
Ridgeline lässt sich bei Hängematten ohne Karabiner nur schwer einbauen
Bei einfachen Gathered-End-Hängematten gibt es teilweise keine Ösen und keine Möglichkeit zum Einbinden von Karabinern. Oftmals kommen diese Hängematten mit einem Stück Seil oder Gurtband, welches direkt mit der Hängematte verbunden ist und zur Befestigung am Baum dient.
Die Ridgeline wird im Regelfall in die Karabiner der beiden Enden der Hängematte eingehängt. Ohne diese Karabiner muss die Ridgeline anders befestigt werden. Sie könnte beispielsweise mit einem Knoten auf den Befestigungsschnüren der Hängematte eingebunden werden. Bei fest verbauten Ridgelines kann dies auch wieder mit Dyneema- oder Reepschnur gemacht werden. Damit kann die Ridgeline aber nicht mal kurz ausgebaut oder angepasst werden.
Fazit und eigene Erfahrungen
Ich habe erst vor knapp einem Jahr von Ridgelines erfahren – viele Jahre war ich ohne sie mit der Hängematte unterwegs. Leider … muss ich sagen. Bei mir geht bei der Befestigung der Hängematte oft viel Zeit dafür drauf, die richtige Länge der Aufhängung zu finden. Nicht zu straff und nicht zu schlapp soll sie hängen. Das war vorher immer reines Ausprobieren. Mit der Ridgeline ist es nur noch ein einmaliges Einhängen in den Baumgurt und schon steht der richtige Winkel – genau so, wie ich die der Hängematte am bequemsten schlafen kann.
Ridgeline für die Hängematte – günstig zum selber machen und extrem praktisch!
Auch gibt mir die Ridgeline ein diffuses Gefühl von Sicherheit. Falls doch mal etwas aus der Baumkrone an Totholz herunter fällt, ist da immer noch die Ridgeline dazwischen. Eine Ridgeline* kostet nicht viel Geld, erhöht den Komfort und spart viel Zeit. Mittlerweile habe ich für fast jede Hängematte eine eigene Ridgeline mit im Packsack.
Ist eine Ridgeline für die Hängematte unbedingt notwendig?
Die klare Antwort lautet: Nein – zum Aufbau einer Hängematte brauchst du keine Ridgeline. Aber mit einer Ridgeline wirst du viel mehr Freude am Camping mit deiner Hängematte haben. Egal ob du sie mal eben im Park oder für einen längere Wandertour durch die Wälder benutzt. Ich habe lange schon in Hängematten übernachtet ohne etwas von Ridgelines für die Hängematte zu wissen. Es hat auch funktioniert! Aber mittlerweile haben alle meine Hängematten eine eigene Ridgeline.
Danke für diesen Artikel!
Ich habe zwar schon die ein oder andere Nacht in der Hängematte verbracht, bisher aber auch ohne Ridgeline. Im Zusammenhang mit der Recherche für ein Tarp stolperte ich nun über den Begriff und habe bei dir alles Wissenswerte erfahren und bin überzeugt 🙂
Liebe Grüße
Norman
Vielen Dank für das Kompliment. Es freut mich wenn ich durch den Artikel helfen konnte. Und ja … alle meine Lieblings-Hängematten haben eine eigene Ridgeline. Es spart einfach so viel Zeit beim Aufhängen der Hängematte 😉