Ein wunderschöner Tag im Spätsommer Anfang September. Die Sonne hat nur noch bei Windstille und wolkenlosem Himmel ihre alte Kraft. Morgennebel, Tau und der frühe Sonnenuntergang deuten schon den Herbst an.
Spontaner Overnighter in der Hängematte
Überhastet bin ich los: Hängematte, Schlafsack, Essen und Bier für den Sonnenuntergang – mehr braucht es nicht für den Kurztrip. Aufs Fahrrad geschnallt und dann ab zum nächstbesten Biwakplatz für eine entspannte Übernachtung unter Sternenhimmel. Hauptsache fernab von Wohnsiedlungen und aus der Reichweite von Spaziergängern. Ich war positiv überrascht, dass alles in eine Satteltasche vom Fahrrad passte. Laut Regenradar war nicht mit Niederschlag zu rechnen, deswegen konnte das Tarp daheim bleiben.
Bei einem abgelegenen Tümpel inmitten von Getreidefeldern entschied ich mich zu bleiben. Um ihn herum gab es einen Baumbestand aus einigen alten Eichen und einen schmalen Grünstreifen mit dichtem Buschwerk, der die Felder der Länge nach trennte. Nach dem Aufbau der Hängematte wollte ich dann meine Snugpak Underquilt aus der Tasche ziehen, griff aber ins Leere.
Improvisierter Kälteschutz für die Hängematte
Jetzt hätte ich gern das Tarp dabei gehabt. Ich hätte es als Windschutz vor die Hängematte spannen können oder es als zweite Hängematte unter meine eigentliche Hängematte aufbauen können. Hätte, hätte, Fahrradkette … Abbrechen verwarf ich als Option, vielleicht wird die Nacht ja doch nicht so kalt, aber der zunehmende Wind bereitete mir Sorgen.
Aus den Survival-Bücher von Rüdiger Nehberg erinnerte ich den Punkt, dass auch trockenes Laub und Grashalme als Isolation vor Kälte genutzt werden können. Sie muss einfach nur unter die Kleidung gestopft werden. Ich hatte die DD Frontline dabei, diese Hängematte hat ein Einschubfach für eine Isomatte – warum also nicht das Gras dort reinstopfen?
Das Liegegefühl war nicht so weich, wie ich es von dem Underquilt gewohnt war. Die Grasbüschel drückten sich leicht durch. Meine Sorge war aber eher, dass ich zu wenig Gras unter meinem Rücken hatte.
Fazit: Gras als Isolationsmaterial in der Hängematte
In der Nacht sanken die Temperaturen auf 9°C ab. Mein Schlafsack war ein leichter Sommerschlafsack. Ich habe nicht wirklich gefroren, aber warm war mir auch nicht. Das Gras war hauptsächlich unter meinem Rücken, während ich meine Hose und den Pullover unter meine Beine in das Fach der Hängematte gelegt hatte. Im Vergleich mit der Kleidung hat mich das Gras wesentlich besser vor Kälte geschützt. Die Nacht über hatte ich nur kalte Füße und um die Schultern war es frisch. In der Embryo-Stellung konnte ich dann doch den tiefen Schlaf finden und auch größere Tiere haben mich in der Nacht nicht besucht.
Als der Morgennebel sich verzogen hatte, setzt der Kaffeedurst ein. Ein perfekter Zeitpunkt, um mit meinem Feuerstahl das Feuermachen zu trainieren. Das Gras aus der Hängematte war der perfekte Zunder und schon bald blubberte die Feldkaffeemaschine: Cowboy-Kaffee aus dem Armee-Kochgeschirr und dazu gegrillte Bratwurst. Ich bin ein Fan von dem No-Traces-Camping. Die Natur (sofern man das dort so nennen konnte) soll wieder so verlassen werden, wie ich sie vorgefunden hatte. Die Feuerstelle wurde abgelöscht und mit Sand wieder verschlossen und dann ging es zurück in den Alltag. Schön war die kleine Auszeit und ich war um einen Erfahrung reicher: Improvisation ist ein guter Freund beim Camping.
Meine Ausrüstung auf diesem Trip
Schlafsetup:
- Hängematte mit Moskitonetz: DD Frontline
- Baumgurte von Overmont
- Schlafsack: Mountain Hardware Lamina* Z Spark (bis 1°C)
Kochausstattung:
- Messer (Gerber Outdoormesser*)
- Feuerstahl (Light My Fire XXL*)
- Kochtopf (Feldflaschenbecher mit Deckel*)
- Essbesteck (Light My Fire Spork*)
Tragesystem:
- Fahrradtasche (Ortlieb Back-Roller*)